Im Libanon sind am Dienstag mehr als 1000 Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah durch die zeitgleiche Explosion ihrer Pager, die sie zur internen Kommunikation nützten, verletzt worden. Die Terrormiliz vermutet, dass Israels Geheimdienst in ihr Kommunikationssystem eingedrungen ist.
Krankenhäuser baten um BlutspendenDie Verletzten seien aus südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut sowie dem Süden des Landes gemeldet worden, sagte eine der Hisbollah nahestehende Quelle der Nachrichtenagentur AFP. Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts (siehe Tweet unten). Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das libanesische Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zu höchster Alarmbereitschaft auf. Die Spitäler baten um Blutspenden. Todesopfer gab es aber offenbar nicht.Irans Botschafter im Libanon verletztAuch der iranische Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani, sei verletzt worden, meldete die iranische Nachrichtenagentur Mehr. Ein Vertreter der Hisbollah, der anonym bleiben wollte, sprach vom „größten Sicherheitsdebakel“ in ihrem seit fast einem Jahr währenden Krieg mit Israel.Hat Israel Hisbollah-Funksystem geknackt?Ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter, der mit dem TV-Sender Al-Hadath sprach, vermutet, dass der israelische Geheimdienst das Kommunikationssystem der Hisbolah infiltriert und die Explosionen gezielt ausgelöst hat. Eine offizielle Bestätigung Israels liegt allerdings nicht vor.Ein weiterer Sicherheitsvertreter bestätigte gegenüber dem Fernsehsender Al-Jazeera, dass Explosionen nicht nur aus Beirut, sondern auch aus der Beqaa-Ebene und im Süden Libanons gemeldet worden seien. Auch dieser Quelle zufolge soll Israel das Funksystem der Hisbollah gehackt haben.Wie ein Reuters-Korrespondent berichtete, haben die Sicherheitskräfte die Bürger im ganzen Land dazu aufgerufen, die Straßen freizumachen, um den Rettungsautos mit den zahlreichen Verletzten die rasche Durchfahrt zu ermöglichen.Ein Pager (umgangssprachlich als Piepser bzw. Pieper bezeichnet) ist ein kleiner tragbarer Funkempfänger, der im Rahmen eines Funkdienstes üblicherweise zu Alarmierungszwecken sowie zur Übermittlung von Nachrichten eingesetzt wird. Die Geräte wurden inzwischen durch Mobiltelefone und Smartphones ersetzt. Allerdings werden Pager aufgrund ihrer höheren Zuverlässigkeit in bestimmten Situationen immer noch genutzt.Die Nachrichtenagentur Reuters hatte in den vergangenen Monaten beobachtet und berichtet, dass die Hisbollah auf eigentlich veraltete Kommunikationsmethoden – wie den Pager – zurückgekehrt ist, um die Überwachung ihrer Tätigkeiten zu vermeiden. Bei den Pagern habe es sich laut Reuters um neueste Modelle gehandelt, die die Hisbollah in den vergangenen Monaten eingeführt habe.Die Hisbollah unterstützt die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen. Seit Ausbruch des Gazakrieges beschießen sich fast jeden Tag israelisches Militär und Hisbollah-Kämpfer entlang der israelisch-libanesischen Grenze, weshalb Tausende Menschen bereits das Grenzgebiet verlassen haben.