Verblüffende Erkenntnisse vom Deutschen Rheumakongress in Düsseldorf: Schlechte Zahnhygiene erhöht das Risiko für die Entstehung entzündlichen Rheumas ebenso wie die Zusammensetzung des Darmmikrobioms, der Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm.
Weltweit besteht mittlerweile Einigkeit unter Experten, dass es einen Zusammenhang zwischen rheumatoider Arthritis und Zahnfleischentzündung gibt, insbesondere bei einer Keimbesiedelung durch Porphyromonas gingivalis. Dieses Stäbchenbakterium findet sich in der Mundhöhle, aber auch im Verdauungstrakt. So wundert es eigentlich nicht, dass das intestinale Mikrobiom, darunter versteht man die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm, Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf rheumatischer Entzündungen hat. Hierfür sind bereits therapeutische Ansätze in Entwicklung. Unser Experte, Internist und Rheumatologe Dr. Thomas Schwingenschlögl, berichtet die Highlights vom Deutschen Rheumakongress. Frühe Therapie erhält die KörperfunktionenEin weiteres Thema beim deutschen Rheumatologenkongress in Düsseldorf widmete sich dem frühen Behandlungsbeginn. Laut jüngsten wissenschaftlichen Studien führt bei vielen rheumatischen Krankheiten eine medikamentöse Intervention in den ersten drei Monaten nach Ausbruch der ersten Symptome („Window of Opportunity“) zum Erhalt einer völlig normalen Körperfunktion ohne Beeinträchtigungen bei bis zu 60 Prozent aller Patienten. Dafür ist aber eben eine frühe Diagnose Voraussetzung.Neuer Wirkstoff baut den Knorpel wieder aufHoffnung gibt es ebenfalls für Menschen mit Gelenkabnützungen (Arthrosen): Während bislang nur symptomatische Behandlungen mit Schmerzmitteln, Hyaluronsäure, Kollagen, Physiotherapie und physikalischen Therapien zur Verfügung standen, wird nun (derzeit noch in vielversprechenden Studien) mit Injektionen in das Gelenk (intraartikulär) mit dem Wirkstoff Sprifermin, ein spezieller Wachstumsfaktor, ein echter Knorpelaufbau angestrebt.Unser Lifestyle beeinflusst den Therapieerfolg maßgeblich. Bestimmte Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Ernährung und Übergewicht spielen einerseits bei der Entstehung und Auslösung rheumatischer Entzündungen eine große Rolle und können andrerseits den Therapieerfolg bei rheumatischen Erkrankungen deutlich reduzieren. Damit tragen wir eine gewisse Eigenverantwortung.Eine kalorienreduzierte Mischkost reich an frischem Gemüse, Salaten, Kräutern und Obst in Verbindung mit Fisch, Pflanzenölen und Vollkornprodukten wirkt sich bei Rheuma günstig aus.Bewegungsmangel, langes Sitzen, Übergewicht und Soft-Drinks erweisen sich dagegen auf den Verlauf rheumatischer Erkrankungen ungünstig aus. Ein Body Mass Index über 30 führt zu einer Erhöhung der Entzündungswerte.Berichtet wurde zudem, dass Depressionen und Fatigue (allgemeine körperliche und seelische Erschöpfung) besonders häufige Zusatzleiden bei Rheuma darstellen. Rheumatologen seien daher aufgefordert, die Patienten ganzheitlich zu betreuen und behandeln, so die Empfehlung. Mentale Gesundheit führt zu höherer körperlicher Aktivität und verbessert das Therapieansprechen.