Die Premiere auf dem Wiener Center Court dauerte für Nachwuchstalent Joel Schwärzler (18) gerade einmal 68 Minuten: Der Vorarlberger zeigte bei seinem zweiten ATP-Turnier eine beherzte Leistung, überzeugte immer wieder mit sehenswerten Winnern, war gegen den Deutschen Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev letztlich aber chancenlos.
Unter den Klängen von Reinhard Fendrichs Klassiker „I am from Austria“ wurde er präsentiert, später von den tausenden Fans in der Halle bei jedem Punkt gefeiert – Joel Schwärzler genoss die Atmosphäre in der Wiener Stadthalle, zeigte zu Beginn keine Spur von Nervosität und zog die Fans mit seinem schnellen, mutigen und aggressiven Spiel früh in seinen Bann. Die Vorhand lief, der erste Aufschlag kam konstant mit über 200 km/h ins Feld.Da staunte auch Alexander Zverev nicht schlecht. Die beiden hatten ja bereits am Freitag im Rahmen des Show-Events Red Bull BassLine gegeneinander gespielt, danach hatte der Deutsche gelobt: „Er ist ein unglaublicher Spieler, der auf dem Weg nach oben ist.“ Nach dem gestrigen Spiel erneuerte er sein Lob: „Er ist ein super Talent, ein toller Spieler – er wird eine super Karriere haben und ist schon viel näher dran, als er nach dem Spiel glauben mag.“ Ab 2:1 hatte Zverev klar die OberhandGestern war Zverev noch eine Nummer zu groß für Schwärzler – der 27-Jährige zeigte nach einem ausgeglichenen Anfang, dass er nicht umsonst die aktuelle Nummer drei der Welt ist. Der Deutsche stellte sich nach rund einer Viertelstunde auf das Spiel des Vorarlbergers ein, nützte beim Stand von 1:1 nach 40:0 aus Sicht des Lokalmatadoren seine erste Breakchance.Womit das Spiel rasch begann, wie auf einer schiefen Ebene zu laufen. Schwärzler ließ zwar immer wieder seine große Klasse aufblitzen, zeigte sehenswerte Winner, doch mit der Wucht und Präzession von Zverev konnte die ehemalige Nummer zwei der Junioren-Weltrangliste an diesem Abend nicht mithalten. Nach knapp einer halben Stunde war der erste Satz schon wieder Geschichte – 2:6.Zverev auch in Satz zwei souveränAuch im zweiten Durchgang gelangen dem Vorarlberger immer wieder Winner, speziell mit seiner zügigen Vorhand – in der Konstanz führte aber kein Weg an Zverev vorbei. Nach einem erneut frühen Break zum 2:1 ließ sich der Olympiasieger von 2021 nicht mehr beirren, legte ein zweites zum 4:1 nach und verwertete nach 68 Minuten Spielzeit seinen vierten Matchball zum Einzug in Runde zwei.Womit Schwärzler, der in seiner ersten Saison auf der Tour im Mai seinen ersten Challenger-Titel in Skopje geholt hatte und aktuell auf Platz 348 der Weltrangliste steht, auch sein zweites ATP-Turnier nach jenem in Kitzbühel ohne Sieg beendete. Zverev hingegen ist heuer auf der Jagd nach seinem zweiten Wien-Titel nach 2021, trifft in Runde zwei auf einen US-Amerikaner: Alex Michelsen oder Marcos Giron. „Wien zählt zu meinen Lieblingsturnieren auf der Tour – ich liebe die Stadt, liebe das Stadion, liebe das Publikum“, richtete Zverev gestern eine Liebesbotschaft an die Erste Bank Open.