Schadstoffe in der Luft sind ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Schlaganfälle. Denn die Auswirkungen, vor allem von Feinstaub, auf die Blutgefäße können dramatisch sein. Eine Expertin erklärt, was es zu beachten gilt.
Neben erhöhtem Blutdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen gewinnt nun auch Luftverschmutzung als Ursache für Schlaganfälle zunehmend an Bedeutung. Schadstoffe machen das Blut dicker und klebriger, lösen Entzündungen aus, schädigen die Blutgefäße und führen dazu, dass sich schneller Ablagerungen in den Arterien bilden. „All diese Faktoren können das Risiko für Schlaganfälle und Herzprobleme deutlich erhöhen“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Julia Ferrari, Präsidentin der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft und Leiterin der Abteilung für Neurologie, neurologische Rehabilitation und Akutgeriatrie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.Vor allem eine hohe Belastung durch Feinstaub gilt als Problem, hinzu kommen Gase wie Stickstoffdioxid und laut neueren Studien auch Mikroplastik, wodurch die Ablagerungen in den Gefäßen zunehmen, wie die Expertin berichtet. Untersuchungen zeigen, dass bereits der Aufenthalt von fünf Tagen in einer Region mit hoher Luftverschmutzung das Schlaganfallrisiko massiv erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert daher einen Richtwert von 5 µg/m³ für Feinstaub mit einer Größe von 2,5 Mikrometern. Der Grenzwert der EU liegt derzeit noch bei 25 µg/m³.Neben einer Reduzierung der Feinstoffbelastung sollte im städtischen Bereich das Augenmerk auch auf die Schaffung von Grünflächen gelegt werden. „Laut Studien lässt sich durch Grünflächen, die nicht mehr als 300 Meter vom Wohnort entfernt sind, das Schlaganfallrisiko um 16 Prozent reduzieren. Und diese müssen nicht einmal sehr groß sein, wie Prim. Ferrari betont. Begrünte Innenhöfe oder bepflanzte Balkone können schon helfen.Die wichtigste Maßnahme ist jedoch, sämtliche – anfangs erwähnte – beeinflussbare Faktoren möglichst auszuschalten bzw. optimal einzustellen. „Durch gesunden Lebensstil kann das Schlaganfallrisiko um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden“, so die Neurologin.Um Todesfälle oder schwere Behinderungen durch einen Schlaganfall zu verhindern, ist das Wichtigste, den Schlaganfall zu erkennen, damit der Patient rasch auf eine entsprechende Schlaganfallspezialeinheit gebracht werden kann. In letzter Zeit gab es im Bereich der Behandlung bemerkenswerte Fortschritte, die neue Hoffnung für Betroffene bringen.