Der Bundespräsident Alexander van der Bellen hat mit der Gewohnheit gebrochen. Er hat Karl Nehammer und nicht Herbert Kickl und der FPÖ als stimmenstärkster Partei den Auftrag zur Regierungsbildung gegeben. Was die Wiener von dieser Entscheidung denken? krone.tv hat nachgefragt.
„Ich bin kein FPÖ-Freund“, stellt der 49-jährige Kaveh A. klar. Dennoch hätte er es besser gefunden, wenn Herbert Kickl den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen hätte. „Das ist Tradition und das hätte man auch so beibehalten sollen.“ Auch so wäre es aus seiner Sicht zu einem organischen Ergebnis gekommen. Er versteht daher die Enttäuschung und den Frust der FPÖ-Wähler. Die Entscheidung des Bundespräsidenten wird von manchen aber auch begrüßt. „Finde ich gut. Neue Situationen erfordern neue Wege und Mittel“, meint Jürgen P. Das Handeln von Van der Bellen sei „weise und reflektiert“.Mit dem Auftrag an Nehammer kann auch die 36-jährige Natalie S. leben: „Für mich ist’s okay, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht für jeden so ist“. Auch zu bedenken gibt sie, dass man schauen muss „welche Parteien am besten zusammenarbeiten können und was das Beste für die Allgemeinheit ist.“In Kritik am FPÖ-Chef übt sich die 71-jährige Frau Dupont. „Er findet niemanden, der mit ihm zusammengeht. Dann sollte er einmal überlegen, warum.“ Sie greift auch auf Lehren aus ihrem eigenen Berufsleben zurück: „Wenn man vor die Wand läuft, soll man bei sich selbst zuerst die Schuld suchen.“Dass Kickl auch die gegenwärtige Situation für sich nutzen wird, denkt der Student Felix P. Der FPÖ-Obmann könne sagen, dass sich jetzt „alle gegen ihn gestellt haben“. So kann er vielleicht seine Wähler „wieder binden“.Ohne Parteien zu nennen, äußert Veronika N. einen Wunsch: „eine Koalition, wo es nicht zu einem Stillstand kommt“. Es brauche mehr Konsens als es in der letzten Regierung gab.Aber: „Das ist in der momentanen Situation schwierig.“Sarah Neururer & Balthasar Bachmair, krone.tv