Während Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) eine neue Regierung verhandelt, werden kritische Töne an ihm laut – und das aus der eigenen Partei. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Martin Engelberg beschwert sich nun nachträglich über die Entscheidung, mit Nehammer an der Spitze in die Wahl zu gehen. Die Kanzler-Partei ließ das nicht lange auf sich sitzen.
„Ich hatte das Gefühl, wir gewinnen mit ihm die Wahl nicht. Und das hat sich eigentlich bestätigt“, sagte er in der Talk-Sendung „Pro und Contra“ auf PULS 24. Ihm wäre es lieber gewesen, „mit einer anderen Führung aufzutreten“.Kurz-Vertrauter wettert gegen Kurz-NachfolgerEngelberg, der schon einmal mit einer eigenen Liste für den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde kandidiert hatte, war von Nehammers Vorgänger Sebastian Kurz in die Politik geholt worden. Bei der Nationalratswahl am 29. September kandidierte er auf einem aussichtslosen Listenplatz.Im Interview betonte er zwar seine „Anerkennung und Wertschätzung“ für Nehammer, machte ihn aber indirekt dafür verantwortlich, dass die ÖVP nur als zweitstärkste Partei bei der Wahl hervorgegangen war.„Jedenfalls wär mir lieber gewesen, die ÖVP hätte sich sowohl inhaltlich als auch personell anders aufgestellt und die Chance wahrgenommen, doch wieder Erster zu werden und damit eine ganz andere Gestaltungsmöglichkeit zu haben“, betonte Engelberg in der Talkrunde, die Mittwochabend (22 Uhr) auf PULS 24 ausgestrahlt wird.Andere „mit mehr Würde“ ausgeschiedenDer Konter ließ nicht lange auf sich warten: „Auch wenn die Enttäuschung über sein persönliches Abschneiden verständlich ist, sollte das für Martin Engelberg nicht Anlass sein, andere infrage zu stellen, sondern viel mehr, Selbstreflexion zu üben. Karl Nehammer hat die Volkspartei am Bundesparteitag bei Umfragewerten von 21 Prozent übernommen. Es ist ihm zu verdanken, dass wir am Wahltag 26,3 Prozent erreicht haben und 1,3 Millionen Wählerinnen und Wähler ihr Vertrauen der Volkspartei geschenkt haben. Dabei war Karl Nehammer für viele das Hauptmotiv für ihre Stimme. Dass es leider nicht für den 1. Platz gereicht hat, liegt nicht am Spitzenkandidaten“, erklärte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker am Mittwochabend. „Fest steht: Andere haben ihr Ausscheiden aus dem Parlament mit mehr Würde getragen.“