Bio-Produzent Höllinger blickt im „Krone“-Interview besorgt auf die schlechte Ernte. Seine Waren liefert er bis nach Dubai oder Mauritius, der Exportanteil liegt bei 60 Prozent. Sehr gut läuft das Geschäft mit Sirup und Getränken für Kinder, während die zuckerhaltigen Fruchtsäfte eher unter dem Gesundheitstrend leiden.
Die heurige Apfelernte ließ weltweit stark zu wünschen übrig. In Österreich sank die Menge im Vergleich zum Schnitt der vergangenen drei Jahre um 54 Prozent so deutlich wie in keinem anderen EU-Land. Grund dafür waren unter anderem enorme Frostschäden. Dabei fielen die Erträge bereits im Vorjahr relativ schwach aus, 2024 hat sich das noch verschlimmert.Preis für Äpfel ist stark gestiegenDiese Entwicklung merkt auch Gerhard Höllinger, Chef des gleichnamigen Biosaft-Herstellers mit Sitz im niederösterreichischen Pressbaum: „Wir hatten in neun Jahren nur zweimal eine Normalernte in der Steiermark.“ In dem südlichen Bundesland, wo drei Viertel der Äpfel herkommen, arbeitet er mit gesamt 3500 Bauern zusammen, die ihm vor allem Streuobst liefern. Der Preis für die Früchte ist klar gestiegen, von etwa 20 Cent auf 30 Cent pro Kilo. Die gute Nachfrage bei gleichzeitig knapper Versorgung treibt die Kosten in die Höhe.Ein Liter Saft benötigt 1,3 Kilogramm Äpfel. Wenn diese um 50 Prozent teurer werden, wirkt sich das auch auf den Preis im Regal aus. Die Konsumenten kaufen aber weiterhin gerne Obstsäfte aus Österreich. Beim Orangensaft war die Preisrallye noch viel stärker, wodurch viele Einkäufer die im Vergleich immer noch günstigeren Äpfel bevorzugten.Höllinger konkurriert mit den heimischen Größen Spitz, Rauch und Pfanner sowie mit den Eigenmarken des Handels, wobei er selbst am stärksten auf Bio spezialisiert ist. Wenig Verständnis hat er für die Preispolitik bei den Billigmarken: „Angesichts des Preises, der in Diskont-Supermärkten für Bio-Apfelsaft, verlangt wird, frage ich mich wirklich, wie sich das ausgehen soll“.Obwohl die Marke vor allem für Säfte bekannt ist, macht das Geschäft (1,8 Millionen Liter jährlich) nur noch ein Viertel seines Umsatzes aus. Mehr gibt es mit Fruchtsirups, Schulsäften und anderen Bio-Fruchtsäften oder Limonaden zu verdienen. Immer wieder bringt er auch Innovationen heraus, etwa einen Bio-Aperitif- und Mojitosirup.Äpfel werden bis auf die Seychellen geliefertDer Exportanteil liegt bei 60 Prozent. Die größten Auslandsmärkte überraschen: Mit Portugal und Spanien sind es zwei Länder, die grundsätzlich reich an Obst sind. Dazu kommen die Arabischen Emiraten, auch nach Katar, Dubai oder Mauritius kommt viel Saft aus Österreich.„Wir exportieren auch nach Afrika, auf die Seychellen und nach Ägypten“, erzählt Höllinger. Vertrieben wird über den Großhandel. In vielen Regionen sind Äpfel Mangelware, Österreich hat hingegen genügend Obst. „Wir gehen davon aus, dass wir im Ausland weiter wachsen werden“, sagt Höllinger.Große Auswirkungen auf die Branche hätte auch eine angedachte „Zuckersteuer“. Diese kennt Höllinger bereits aus Katar, ein Exportland für den Unternehmer. Dort ist die Besteuerung extrem hoch, es gilt eine 50-prozentige Zuckersteuer, bei kohlensäurehaltigen Getränken kommt eine weitere 50-prozentige Steuer obendrauf. Doch das betuchte arabische Publikum fragt die Biosäfte trotzdem nach.„Zuckersteuer“ und GesundheitstrendGenerell sieht Höllinger die Nachfrage nach Fruchtsäften aufgrund des Gesundheitstrends auf lange Sicht eher schrumpfen. Auch in Österreich wird gerade über eine Zuckersteuer diskutiert. Generell rechnet er damit, dass die Nachfrage nach seinen Produkten abseits des klassischen Apfelsafts in Zukunft am meisten wachsen wird. Dazu kann er sich auch vorstellen, künftig erstmals zuckerfreie Limonaden anzubieten.