Man kann es sich nicht vorstellen, wie sehr Psoriasis die Lebensqualität der Patienten einschränkt – speziell dann, wenn man selbst nicht betroffen ist. Doch Betroffene sollten nicht verzagen, denn mittlerweile lässt sich die chronische Hautkrankheit und die damit verbundenen Beschwerden effektiv behandeln.
Es häufen sich traurige Geschichten von Vätern, deren Kinder sie nur verhalten umarmen oder von Menschen, die niemanden spontan nach Hause einladen, weil sie ihre in der Wohnung verteilten Hautschuppen so schnell nicht wegsaugen können. „An Psoriasis zu leiden, belastet das Leben enorm“, bestätigt auch die Wiener Fachärztin für Dermatologie OÄ Dr. Katharina Wippel-Slupetzky. „Umso wichtiger, zu wissen, dass man sich nicht damit abfinden muss. Es gibt zwar keine Heilung für das Hautleiden, doch mit der richtigen Therapie kann man heute Symptomfreiheit erreichen – und muss sich nicht mit geringer Verbesserung der Beschwerden zufriedengeben.“Immer noch herrscht jedoch Unwissen über diese nicht ansteckende Hautkrankheit – auch bei jungen Patienten, wie sich die Expertin wundert. Diese können oft zunächst wenig mit den unangenehmen, durchaus juckenden, rauen und schuppenden Stellen an ihrem Körper anfangen. Solche finden sich oft auf mechanisch beanspruchten Stellen wie an Knien und Ellbogen, aber auch an der Kopfhaut sowie manchmal an Handflächen, Fußsohlen und in sogenannten Inversaarealen wie Genitalbereich, Achseln und Analfalte. In bis zu 30% der Fälle tritt eine Beteiligung der Gelenke auf.Verschiedene Auslöser triggern das Leiden„Vielfach gibt es einen genetischen Hintergrund, sogar, wenn nur entfernte Verwandte erkrankt sind. Das betrifft vor allem die Psoriasis, die vor dem 40. Lebensjahr auftritt, bei einem Drittel der Fälle entwickelt sich die Erkrankung bereits vor dem 16. Lebensjahr. Einen zweiten Gipfel gibt es ab dem 40. Lebensjahr, meist 5. bis 6. Lebensdekade“, erklärt die Expertin. Infekte wie z. B. mit Streptokokken, aber auch Rauchen, Alkohol, Stress oder manche Medikamente (bestimmte Mittel gegen Bluthochdruck) vermögen als Auslöser die Schuppenflechte zum Ausbruch zu bringen.Mitunter bringen auch sehr emotionale oder stressige Lebensphasen das Leiden hervor. „In puncto Behandlung hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel verbessert“, so Dr. Wippel-Slupetzky. „Es gibt heute diverse gute Lokaltherapien wie Cremen und Sprays. Zusätzlich helfen Bestrahlungen mit UV-Licht, manche immunsuppressive Tabletten wie z. B. Methotrexat sowie solche, die Entzündungsbotenstoffe blockieren. Arzneien namens Biologika haben die Therapie jedoch revolutioniert. Diese hemmen Entzündungsbotenstoffe im Körper.“Vorteilhaft ist auch die Art der Verabreichung dieser Medikamente, erklärt die Expertin: „Je nach Wirkstoff werden Injektionen oder Infusionen verabreicht. Die Häufigkeit reicht dabei von alle paar Tage bis zu mehrmals im Jahr. Das bedeutet eine Erleichterung des Alltags, da die Anwendung weniger Zeit in Anspruch nimmt. Die Basishautpflege sollte aber beibehalten werden.“ Natürlich besprechen die Ärzte gemeinsam mit Betroffenen, welche Therapie am besten geeignet wäre.„So lautet die grobe Faustregel, dass bei mehr als 10 Prozent Hautbetroffenheit eine Systemtherapie empfehlenswert ist, also der ganze Organismus behandelt wird, sei es durch UV-Bestrahlung, Tabletten, Injektionen oder Infusionen. Sind sogenannte ,upgrade-Kriterien’ vorhanden, wie der Befall von sichtbaren Arealen wie Gesicht, Hände, starker Nagelbefall, aber auch Mitbeteiligung des Genitalbereichs werden diese Therapien auch schon bei Hautbeteiligung unter 10 Prozent eingesetzt.“ Wichtig ist auch das Einbeziehen der jeweiligen Lebensumstände, um die für den Patienten geeignete Therapie auszuwählen.Psoriasis betrifft oft mehr als nur die HautSchuppenflechte ist viel mehr als nur eine Hauterkrankung, denn es wird der gesamte Körper angegriffen. Betroffene haben z. B. ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Manchmal werden auch die Gelenke angegriffen, man spricht dann von Psoriasis-Arthritis. „30 Prozent der Schuppenflechte-Patienten entwickeln diese Erkrankung, es muss aber nicht zwingend immer erst die Haut betroffen sein“, so Dr. Wippel-Slupetzky. „Grundsätzlich stellen Nagel-, Kopfhaut und Intimbereichbefall starke Warnsignale für die mögliche Entwicklung einer Psoriasisarthritis dar. Gemeinsam auftretende Hauterscheinungen und Gelenkbeschwerden sollten daher immer in Verbindung gebracht und einem Facharzt gezeigt werden.“Grundsätzlich gilt für Patienten laut Expertin: „Achten Sie auf Ihre Gesundheit: Gehen Sie zur Kontrolle, rauchen Sie nicht und trinken Sie am besten keinen oder nur wenig Alkohol. Wichtig ist auch, Normalgewicht anzustreben, denn vor allem Bauchfett produziert Entzündungsbotenstoffe, welche die Schuppenflechte gleichsam anheizen. Auf den Tisch kommen sollte mediterrane Kost mit Fisch, Olivenöl und viel Gemüse.“