In Bolivien halten Anhänger des linksgerichteten Ex-Präsidenten Evo Morales laut der Regierung mindestens 200 Soldaten als Geiseln fest. Angefangen hatten Proteste mit Straßenblockaden, um die Festnahme von Morales, der beschuldigt wird, während seiner Amtszeit ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben, zu verhindern.
Der ehemalige Kokabauer weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Beschuldigungen als einen Versuch, ihn von der Rückkehr an die Macht abzuhalten. Am Freitagabend war noch von 20 festgehaltenen Soldaten die Rede gewesen. Morales selbst verkündete, in den Hungerstreik zu treten – und zwar so lange, „bis die Regierung (...) Verhandlungstische einrichtet“, sagte der Politiker am Freitag in der Region Chapare zu Reportern. Obwohl er laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will Morales seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher Präsident Luis Arce herausfordern und für die linksgerichtete MAS bei der Präsidentschaftswahl im August kommenden Jahres kandidieren. Arce hatte lange als Vertrauter von Morales gegolten. Der Ökonom und Hochschullehrer war während der Präsidentschaft von Morales (2006 bis 2016) Finanz- und Wirtschaftsminister von Bolivien.Straßenschlachten mit PolizeiMorales' Anhänger protestieren seit Wochen. Am Freitag wurden bei Straßenschlachten Dutzende Polizisten verletzt. Nach 19-tägigen Straßenblockaden in dem südamerikanischen Land war die Polizei zuvor in der zentralbolivianischen Region Cochabamba gegen die Demonstranten vorgegangen (siehe Bild oben). Dabei wurde Tränengas eingesetzt.