Unser Immunsystem schützt nicht nur vor eindringenden Krankheitserregern wie Bakterien, Viren etc., sondern kann auch Krebszellen abtöten bzw. in Schach halten. Dafür muss es diese aber erst als „fremd“ oder „krank“ erkennen, was jedoch nicht so einfach ist.
Tumorzellen tarnen sich oft sehr geschickt, verändern sich ständig oder entwickeln Strategien, um dem Abwehrsystem zu entkommen. Je nach Krebsart, Merkmalen des Tumors sowie Stadium der Erkrankung gibt es unterschiedliche Methoden, um das Immunsystem dazu zu bringen, die „bösartigen“ Zellen zu bekämpfen. So werden etwa durch Zufuhr monoklonaler Antikörper (künstlich hergestellte Eiweißmoleküle) die Immunzellen direkt zu den Krebszellen gelenkt.Ebenso ist es möglich, eine Neubildung von Blutgefäßen zur Versorgung des Tumors zu verhindern oder eine durch die Krebszellen herbeigeführte Lähmung des körpereigenen Immunsystems aufzuheben. Weiters lassen sich spezielle Zellen so manipulieren, dass sie direkt den Tumor attackieren können. Während einige Ansätze, wie die CAR-T-Zelltherapie oder Checkpoint-Inhibitoren bereits häufig eingesetzt werden, kommen andere derzeit eher selten infrage oder befinden sich noch in der Entwicklung.Spezialisierte Zellen regulieren ImmunantwortProf. MR. Dr. Friedrich Gill, Frauenarzt in Wien, sieht in der „dendritischen Zelltherapie“ eine innovative und vielversprechende Form der Immuntherapie. Diese Therapieform nutzt die Eigenschaften spezialisierter Zellen des Immunsystems (dendritische Zellen), welche für die Erkennung sowie Präsentation von Antigenen (Moleküle, die als „fremd“ erkannt und angegriffen werden) an die „Killer-T-Zellen“ verantwortlich sind, wie der Experte erklärt.„Die aus dem Blut des Betroffenen entnommenen Vorläuferzellen werden im Labor isoliert, reifen dort zu dendritischen Zellen heran und werden anschließend mit Tumorantigenen beladen. Dann werden sie dem Patienten zurück injiziert, wo sie die T-Zellen aktivieren und eine gezielte Immunantwort gegen die Tumorzellen auslösen. Nach der Zellimpfung wird der Patient durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Bluttests und bildgebende Verfahren engmaschig überwacht, um die Immunantwort und den Verlauf der Krebserkrankung zu verfolgen. Bei Bedarf können weitere Behandlungen durchgeführt werden“, so Prof. Gill.Experte sieht großes Potenzial der TherapieDiese Methode soll laut dem Gynäkologen eine gezielte Bekämpfung, lang anhaltende Immunität sowie eine für jeden Patienten individuell angepasste Behandlung mit geringeren Nebenwirkungen ermöglichen. „In einigen Fällen hat die dendritische Zelltherapie beeindruckende Ergebnisse gezeigt, bei denen Patienten langfristige Remissionen oder sogar Heilungen erreicht haben. Dies macht sie zu einer besonders attraktiven Option in der Krebsbehandlung.“Dr. Gill weiter: „Fast 95 Prozent aller Krebsarten können mit der dendritischen Zelltherapie behandelt werden. Durch die Kombination mit anderen Therapieformen, wie z.B. Checkpoint-Inhibitoren oder CAR-T-Zelltherapien, ließe sich das Potenzial weiter maximieren.“