Am Ende des Vergewaltigungsprozesses in Avignon gingen einmal mehr die Wogen hoch. Während sich der Angeklagte Dominique Pelicot reumütig darüber zeigte, was er seiner Familie angetan hatte, stellt seine Tochter klar, dass sie von ihm nichts mehr wissen will. „Du wirst allein verrecken, wie ein Hund!“, brüllte sie ihrem Vater vor Gericht entgegen.
Pelicot hatte seine Gattin Dutzende Male Fremden zur Verfügung gestellt, damit diese sie vergewaltigten – während sie von Medikamenten betäubt und bewusstlos war. Auch die gemeinsame Tochter ist ein mutmaßliches Opfer des nun Angeklagten: Neben Vergewaltigungsvideos von ihrer Mutter wurden von Caroline Darian Nacktbilder auf Pelicots PC gefunden. Sie war ebenfalls auf den Bildern bewusstlos. Ungewissheit über Taten an ihr macht Tochter zu schaffenBis heute weiß sie nicht, wie diese Bilder von ihr entstanden sind – und ob ihr Vater ihr noch mehr angetan hatte. Dominique Pelicot behauptete vor Gericht, er habe keine Erklärung für die Nacktfotos seiner Tochter auf seinem Rechner. Er schwört, er könne sich nicht daran erinnern – er habe sich nie an seinen Kindern und Enkeln vergangen.Doch die Ungewissheit, ob auch Inzest passierte, quält die Französin, der Zweifel würde sie „auf niedriger Flamme verzehren“, so Darians Anwalt. Am Mittwoch vor Gericht gingen schließlich die Emotionen mit ihr durch: Als ihr Vater kleinlaut erklärt, er wolle ihr noch einmal in die Augen blicken, er ertrage es nicht, sie in „diesem Zustand“ zu sehen, brüllte sie ihn an. „Ich werde dich nicht besuchen kommen, Dominique“, schrie sie. „Du wirst allein verrecken, wie ein Hund!“Mutter-Tochter-Verhältnis offenbar zerrüttetBesonders tragisch: Der für die Opfer zermürbende Prozess, der Anfang September startete, hat die Beziehung von Caroline Darian und ihrer Mutter Gisele Pelicot offenbar sehr belastet. Das Verhältnis der Frauen gilt laut „Frankfurter Allgemeine“ als zerrüttet. Während sie zu Prozessbeginn noch sichtbar zusammenhielten, sahen sich Mutter und Tochter am Mittwoch kaum an.Darian soll es missfallen, dass Gisele die gemeinsame Zeit mit ihrem Gatten, mit dem sie 50 Jahre lang verheiratet war, nicht komplett aus ihrem Gedächtnis verbannen möchte. „Es steht mir nicht zu, ihn zu beurteilen, ich bin eine sehr positive Person, und ich denke, dass man das Beste von Dominique Pelicot in seiner Erinnerung behalten sollte“, so die 71-Jährige am Dienstag. Vergeben habe sie ihm deshalb nicht: „Ich habe nichts verziehen“, stellte sie klar.