Am Freitag wird die KTM AG samt zweier Tochtergesellschaften den Sanierungsantrag stellen – die bevorstehende Insolvenz beim Motorradhersteller aus Mattighofen (OÖ) zeigt, wie schnell sogar Leitbetriebe ins Wanken geraten können. Industriebetriebe leiden unter der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit, wollen von der Politik Taten sehen, das macht auch Thomas Bründl klar.
Volle Lager, leerer werdende Auftragsbücher, hohe Kosten, Unsicherheit – es ist der Mix, der immer mehr heimischen Betrieben zu schaffen macht. Die Zahl der Insolvenzen steigt quer über alle Branchen. Am Freitag wird Motorradhersteller KTM den Insolvenzantrag stellen.„Wir haben seit zwei Jahren gesagt, dass das eng wird. In der Fußballsprache könnte man sagen: Die erste Halbzeit war mies, wir sind 0:4 oder sogar 0:5 hinten. Wenn wir so weiterspielen, dann wird das nicht funktionieren. Wir müssen etwas ändern“, sagt Thomas Bründl.Weil KTM-Chef und Industriellenvereinigung-OÖ-Präsident Stefan Pierer den Adventempfang der Industriellenvereinigung in Linz ausließ, ergriff Bründl als Vizepräsident das Wort. Der Chef von Silikonverarbeiter Starlim sprach dabei über… Die großen Herausforderungen: „Wir haben im Prinzip drei Themen: Das eine ist das Kostenthema, das wir uns über die Lohn- und Gehaltsschiene zugezogen haben. Dazu ist die Energie für uns nicht kalkulierbar – das ist extrem ärgerlich. Außerdem brauchen wir endlich einen Bürokratiestopp. Wir werden dauernd mit irgendwelchen Regularien zugeschüttet und haben uns in Europa in den letzten zwei, drei Jahren in vielen Bereichen aus dem Markt hinaus gepreist. Das wieder zu korrigieren, ist eine Megaaufgabe.“ Die mangelnde Unterstützung der Politik: „Die Frage, die wir uns stellen, ist: ,Wer macht noch Wirtschaftspolitik?‘ Wir können nicht durch die Situation durchtauchen. Weil eines ist klar: Wenn Deutschland als der kranke Mann Europas gilt, dann hängen wir an den Beatmungsgeräten oder sind im Koma.“ Die Regierungsverhandlungen: „Ich habe es satt, dass nach Kompromissen gesucht wird. Wir brauchen jetzt einen Konsens – und der muss heißen: Der Wirtschaftsstandort Österreich muss mit allem, was wir an Möglichkeiten haben, gestärkt werden.“ Die falsche Sicherheit und ihre Folgen: „Wir versuchen in vielen Bereichen, uns die Situationen noch immer gut zu reden. Wenn man das die letzten zwei Jahre verfolgt hat, dann ist man immer mit viel höheren Wachstumsprognosen hineingegangen und hat dann pro Quartal immer weiter reduziert. Das hat natürlich den Eindruck geweckt, so wild wird’s nicht sein. Da kommen wir schon durch. Aus der Erfahrung, Mitarbeiter ja nicht zu verlieren, hat man gesagt, Mitarbeiter gibt man nicht her, weil es ist schwer, dass man wieder einen guten Mitarbeiter bekommt. Nur irgendwann ist der Schmerz dann so groß, dass man sagen muss: ,jetzt geht es nicht mehr‘.“ Den Kampf um die Zukunft: „Die Unternehmen müssen sich genauso anpassen und ändern, aber wir brauchen jetzt ein wirklich starkes Commitment für den Produktions- und Industriestandort Österreich. Dann haben wir die Chance, dass wir sagen, okay, die Unternehmen passen sich an, zugleich braucht es einen langfristigen Plan samt Rahmenbedingungen, eine klare Vision, die verstanden wird und die Vertrauen schafft.“ Den internationalen Wettbewerb: „Die anderen warten nicht. Die kommen im Eilzugstempo nach. Da brauchen wir nicht immer Richtung China schauen, das sehen wir auch in Europa. Die Spanier haben zum Beispiel die zweite Luft, die sind gut drauf. So einen positiven Schub brauchen wir.“