Das Wiener Start-up Notarity schlägt mit ihrer Online-Notariatsplattform hohe Wellen. Die Nachfrage nach smarten Lösungen in dem Bereich ist groß, doch ein Streit mit der Notariats-Kammer bremst das Wachstum in Österreich. Der Fokus bei der Expansion liegt daher im Ausland.
Für einen Notariatsakt braucht man oft viel Zeit und Geduld. Das stellte auch der Wiener Jakobus Schuster bei seiner Arbeit als Jurist in einer deutschen Anwaltskanzlei fest. Zu Corona-Zeiten rückten hier dann Online-Lösungen stärker in den Fokus, mit denen er aber nicht zufrieden war. So konzipierte er kurzerhand mit zwei Entwicklern eine eigene Software für Notariatsdienste.Anfang des Jahres 2022 war es dann so weit, Schuster und seine Partner erhielten Förderungen und ein sechsstelliges Investment, zum Beispiel von Business-Angel Benjamin Ruschin. Ein Jahr später kamen weitere Investoren wie beispielsweise Werbeguru Mariusz Demner oder Durchblicker-Gründer Reinhold Baudisch hinzu.Wenig erfreut war die Notariatskammer vom Erfolg der Online-Plattform – und klagte. Das Gericht gab aber dem Start-up in weiten Teilen recht (nicht rechtskräftig). „Wir wollten die Kammer von Anfang an einbinden. Man verweigerte aber das Gespräch“, so der Gründer.Der Rechtsstreit bremst die junge Firma hierzulande, daher liegt der Fokus verstärkt im Ausland. „Aktuell haben wir schon Kunden aus über 100 Staaten“, so Schuster. Monatlich sind es gut 4000 Online-Beglaubigungen und -Notariatsakte (via Video-Anruf und digitaler Signatur), die dank der Notarity-Software Notare und Klienten via PC verbinden. Damit will man heuer erstmals die Millionen-Euro-Umsatzgrenze überspringen.Wachstumschancen sieht Schuster in Spanien, England, Holland, dem Mittleren Osten, den USA oder Argentinien. Deutschland sei auch interessant, aber wegen des gesetzlichen Notar-Monopols dort derzeit kein Thema.Zeitersparnis und KostentransparenzDer Vorteil der Software ist die Zeitersparnis, weil viele Notartermine online erledigt werden können. Außerdem steigt die Transparenz, denn die Preisunterschiede bei Notaren seien groß – laut Insidern einer der Hauptgründe für den Unmut der Kammer. Schuster ist aber jedenfalls weiter zuversichtlich und hofft auf Gespräche. Was das anhängige Verfahren betrifft, vermutet der Unternehmer, dass die Kammer alle Rechtsmittel ausschöpfen wird – was bis zu zwei weiteren Jahren dauern könnte und dem jungen Unternehmen viel Geld kosten wird.