Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung zu einer „Deeskalation“ in Syrien aufgerufen.
Angesichts der jihadistischen Großoffensive gegen die Truppen von Machthaber Bashar al-Assad forderten sie „alle Parteien zur Deeskalation und zum Schutz von Zivilisten und Infrastruktur auf, um neue Vertreibungen und die Störung des Transports humanitärer Hilfe zu verhindern“.Die aktuelle Eskalation „unterstreicht nur die dringende Notwendigkeit“ einer „politischen Lösung des Konflikts“, hieß es in einer vom US-Außenministerium veröffentlichten Mitteilung. Dies müsse „in Übereinstimmung mit UNSCR 2254“ geschehen, hieß es weiter.Damit bezogen sich die vier Staaten auf eine UNO-Resolution aus dem Jahr 2015. Diese sieht einen Zeitplan zur Beendigung des Konflikts mit einem Waffenstillstand, der Bildung einer Übergangsregierung innerhalb von sechs Monaten, der Ausarbeitung einer neuen Verfassung und Wahlen innerhalb von 18 Monaten vor. Die Jihadistengruppe Hajat Tahrir al-Sham (HTS), der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, und verbündete Gruppierungen hatten am Mittwoch eine überraschende Großoffensive gegen die syrischen Regierungstruppen gestartet. Bei den heftigsten Kämpfen seit 2020 wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte schon mehr als 400 Menschen getötet, darunter mehr als 60 Zivilisten. In der Bevölkerung geht die Angst umNach der Rebellenoffensive auf Aleppo im Nordwesten Syriens berichten in der Millionenstadt lebende Menschen von Angst. Chalid Imad bereiten vor allem mögliche weitere russische oder syrische Luftangriffe auf die Stadt Sorgen, wie er der dpa sagte. Seinen Angaben nach geht es vielen Bewohnern ähnlich.Viele Menschen würden derzeit die großen Märkte in der Stadt meiden, aus Furcht, diese könnten ins Visier von Luftschlägen geraten, mit denen die Regierung und ihr Verbündeter Russland die oppositionellen Rebellen wieder aus der Stadt vertreiben will. Einkäufe erledigten sie auf kleineren Straßen, berichtete der Syrer, der im Westen Aleppos wohnt. Lebensmittel sind seinen Angaben nach derzeit überall erhältlich. Auch Mohammed Hanan fürchtet sich vor allem vor den Regierungstruppen – und ihrer angekündigten Gegenoffensive auf die Stadt. „Das gefährdet das Leben Tausender Zivilisten“, zeigte er sich besorgt.Die Straßen sind leerDie Anrainerin Malak Abdul-Rahman sieht dagegen auch andere Bedrohungen in der gegenwärtigen Situation. „Autos mit bewaffneten Gruppen fahren durch die Straßen und Märkte von Aleppo“, so die Frau. Deshalb seien viel weniger Menschen als sonst unterwegs, ist sie sich sicher. Die Straßen seien leer. Die Rebellen hätten zudem Straßen gesperrt, weshalb die Menschen derzeit nicht aus der Stadt herauskönnten.Tausende flüchtetenNach Beginn der Offensive verließen Tausende Menschen Aleppo. Einige seien auch zu Fuß aus der Stadt geflohen, berichteten Augenzeugen der dpa. Die meisten seiner Nachbarn seien aus Angst vor Kämpfen zwischen den Rebellen und der syrischen Armee weg, erzählte Ahmed Ibrahim. Viele Anrainer seines Viertels im Osten der Stadt seien aufgebrochen, als die Rebellen im Westen Aleppos einmarschiert seien.Die Stadt im Nordwesten Syriens war bereits in den ersten Jahren des Bürgerkriegs, der 2011 ausbrach, Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen Rebellengruppen und Truppen der Regierung. Damals wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und seinen Verbündeten gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben.