Nach Ballons hat nun ein chinesischer Satellit, der am Dienstag erfolgreich von einem Weltraumbahnhof in der nordwestlichen Provinz Sichuan gestartet war, für Unruhe auf der Insel Taiwan gesorgt.
Laut dem staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV, trat der Forschungssatellit „Einstein Probe“ in die „vorgesehene Umlaufbahn“ ein. Dazu wurden Aufnahmen veröffentlicht, die die Trägerrakete zeigten, wie sie umhüllt von weißem Rauch aufsteigt und sich kurz darauf von dem Satelliten trennt.Außenminister sieht „Einschüchterungsversuch“ ChinasAuf der Insel Taiwan wurde landesweiter Alarm gegeben. Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Taiwans Außenminister Joseph Wu begründete die Auslösung des landesweiten Alarms mit dem Risiko herabfallender Trümmer. Er nannte den Start des Satelliten einen Einschüchterungsversuch durch Peking. „Angesichts dieser Art von Drohungen gegen Taiwan sollten wir wachsam sein und uns nicht provozieren lassen“, betonte er.Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua soll der Satellit für astronomische Beobachtungen eingesetzt werden, insbesondere für „mysteriöse flüchtige Phänomene im Universum, die mit dem Flackern von Feuerwerken vergleichbar sind“. Laut einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums hat China im Jahr 2022 etwa 180 Satelliten in die Umlaufbahn gebracht, was einer Verfünffachung im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor entspricht.Angespannte Situation vor WahlenErst vor wenigen Tagen hatten drei chinesische Ballons die Insel überquert und verschwanden anschließend wieder an verschiedenen Punkten. In Taiwan sind am 13. Jänner Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Die Regierung ist derzeit in höchster Alarmbereitschaft wegen chinesischer Aktivitäten, sowohl militärisch als auch politisch. Chinas Regierung beansprucht die Insel immer noch als eigenes Territorium und drohte bereits mit einer Invasion, wenn die „Wiedervereinigung“ nicht möglich sei. Auch international besteht Sorge vor einem Krieg.Der Konflikt um Taiwan geht auf den Bürgerkrieg in China zurück: Nach der Niederlage gegen die Kommunisten flüchtete die nationalchinesische Regierung damals mit ihren Truppen nach Taiwan. Die Insel wurde seither eigenständig regiert, während in Peking 1949 die kommunistische Volksrepublik ausgerufen wurde. Mit Hinweis auf die „Ein-China-Doktrin“ lehnt Peking offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh strikt ab. Wegen des Drucks aus Peking erkennen nur wenige, meist kleinere Staaten die Inselrepublik diplomatisch an.