Während die russische Propaganda uns Europäer gerne wegen der im Zuge des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiepreise auf die Schaufel nimmt und Videos verbreitet, die uns bibbernd in ungeheizten Wohnungen zeigen, ist dieses apokalyptische Szenario in Wohnvierteln in Moskaus Vorstädten nun eingetreten. Zehntausende Russen müssen seit Tagen ohne Heizung ihr Dasein fristen - bei Außentemperaturen, die im zweistelligen Minusbereich liegen.
„Wir erfrieren! Wir erfrieren!“, schreien in dicken Wintersachen eingepackte Russen in Videos, die im Netz die Runde machen. Verzweifelte Betroffene berichten, dass das Stiegenhaus komplett eingefroren sei. Das ganze Wohnhaus sei kalt, bei niemandem funktioniere die Heizung, beschreibt eine Frauenstimme aus dem Off. In den Höfen werden Lagerfeuer entfacht. „Es ist so kalt zu Hause, auf der Straße ist es sogar wärmer“, beschwert sich ein Mann. Sechs Grad zeige das Thermometer in ihrem Apartment an, schildert eine Pensionistin. „Wir leben nicht mehr, sondern vegetieren nur noch vor uns hin“, konstatiert sie verzweifelt.Seit Ende des vergangenen Jahres kommt es in verschiedenen Regionen Russlands zu Strom-, Heizungs- und Wasserausfällen. Hintergrund ist laut dem oppositionellen Nachrichtenportal „The Insider“ eine Reihe von Unfällen in Infrastruktureinrichtungen.Über 100.000 Menschen betroffenIn der rund 40 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Stadt Podolsk war am 4. Jänner das Heizwerk ausgefallen, seitdem herrscht Chaos. Betroffen sind unter anderem die Moskauer Vorstädte Chimki, Balaschicha, Lobnja, Ljubertsy, Tschechow, Naro-Fominsk und andere. Insgesamt sollen laut dem russischen Exilmedium „Medusa“ bei über 100.000 Menschen Probleme mit der Heizung aufgetreten sein.Hier die betroffenen Städte:Zwei Tage nach dem Unfall wurde in Podolsk der Ausnahmezustand verhängt. Erst drei Tage nach der Katastrophe äußerte sich der Gouverneur der Region zu dem Vorfall. Die Nachrichtenagentur „Agentstwo“ merkte dazu an, dass in dem auf Telegram verbreiteten Statement relativ schnell die Kommentarfunktion deaktiviert worden sei. Zuvor waren dort demnach Hunderte Beschwerden eingetrudelt.Die Wohnungen sind komplett vereist:Zumindest ist die Heizung jetzt gratis ...Einen Tag später meinte der Gouverneur dann, dass die Bewohner für die Zeit, in der die Heizung nicht funktioniere, dafür zumindest nicht zahlen müssten. Auch sei ihnen vorübergehend eine warme Notunterkunft angeboten worden, schreibt „Medusa“.Am Montag wurde schließlich Russlands Präsident Wladimir Putin auf die Not der Bürger aufmerksam. Er beauftragte das Katastrophenschutzministerium, alles Menschenmögliche zur Beseitigung dieser Missstände zu unternehmen. Kurz darauf wurde der Generaldirektor des Heizwerks, Igor Kuschnikow, festgenommen - ihm werden Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften vorgeworfen.Generaldirektor des Heizwerks ist FSB-AgentLaut „Medusa“ soll der nun in Ungnade gefallene Generaldirektor Oberst beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB sein. Recherchen russischer Medien haben zudem ans Tageslicht befördert, dass er in den 90er-Jahren mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht worden sei.Der Kreml-Herrscher erteilte unterdessen den Auftrag, das Heizwerk zu verstaatlichen. Aus der Welt geschafft ist die Misere damit noch nicht, die Russen frieren weiter. Trotzdem rühmt sich die russische Elite bereits mit ihrem „Erfolg“.Nun Wladiwostok in der KälteAuch an der nächsten Front brennt es bereits. Am Mittwoch fiel in der fernöstlichen russischen Stadt Wladiwostok die Heizung aus, mehr als 3000 Menschen hocken nun in der Kälte. Die Staatsanwaltschaft berichtet von einem Unfall im Wärmeversorgungsnetz, wodurch das Territorium eines Wohnhauses überflutet worden sei. „Nowosti Wladiwostok“ vermeldet, dass über Nacht auch noch das Wasser eingefroren sei und das Gebiet in eine richtige Eisbahn verwandelt habe. Neben den kalten Wohnungen haben somit einige Bewohner das Problem, dass ihre Autos am Eis festkleben …