Mit Gusenbauer, Kolross und der Badeteich-Affäre wird es bei der kommenden Wahl schwer, glaubwürdig zu vermitteln, dass die SPÖ Werte und Ansprüche hat, die sie von anderen Parteien unterscheidet. Es muss bitter sein, wenn man die Frage stellen muss: Kann man die SPÖ noch ernst nehmen?
Diese - zugegeben sehr harte - Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ein klares „Ja“ dürfte aber nach den gravierenden Kratzern in der roten Optik in der jüngeren Vergangenheit aber wohl gerade für Unentschlossene schwer werden. Die wunden Punkte betreffen Glaubwürdigkeit, Doppelmoral und ein wenig konsequentes Handeln!Wie kann ein Berater-Millionär bei einer Arbeiterpartei Mitglied sein?So tut aktuell Alfred Gusenbauer der Partei besonders weh. Dafür, dass der ehemalige, rote Aushänge-Kanzler nach seiner Polit-Pension zum millionenschweren „Berater“ avancierte, kann die SPÖ freilich nichts. Dennoch ist ihr vorzuwerfen, dass sie Gusenbauer trotz dessen geschmacklos hohen Honoraren und auch Forderungen aus dem Signa-Insolvenz-Topf als Arbeiterpartei nicht ablehnen und ihn aus der Partei ausschließen!Hat die SPÖ die paar Groschen so nötig?Statt einer eindeutigen Haltung und klarer Konsequenzen muss sich der angewiderte Wähler mit enttäuschten und traurigen Worten des Parteichefs Andreas Babler begnügen. „Es schmerzt mich“, sagte er am Montag in der ZIB 2. Solange Gusenbauer seine 7,80 Euro Mitgliedschaftsgebühr zahlt, könne er aber auch Mitglied sein, Parteischädigung hin oder her. Hat die SPÖ die paar Groschen so nötig, dass sie die über ihre eigene Glaubwürdigkeit stellt?Enttäuschte Worte vom Chef, keine KonsequenzenSelbiges Geplänkel auch bei der Chose um den roten Bürgermeister Andreas Kolross. Ein grindiger Vergewaltigungswitz, der nicht einmal am Altherrenstammtisch witzig ist, bringt zwar zumindest in demselben Interview eine Entschuldigung des Parteichefs im Namen der Sozialdemokraten, aber keinen Rücktritt von Kolross. Ebenso konsequenzenlos bleibt der handfeste Skandal rund um die lukrativen Umwidmungen in Wien. Alle Akteure sind nach wie vor im Amt - nur um ein paar gute Immobilien-Investitionen reicher.Was, wenn das der FPÖ passiert wäre?Das, was besonders sauer dabei aufstößt, ist die Vermutung, dass die SPÖ bei denselben Verfehlungen jeder anderen Partei den erhobenen Zeigefinger ausgepackt und lautstark Konsequenzen gefordert hätte. Was wäre, wenn diese Fehler der FPÖ passiert wären? Es ist ein schönes Gedankenspiel.