Meinungsforscher und Politik-Insider Christoph Haselmayer analysiert in der krone.tv-Sendung ,Nach der Wahl´ das Ergebnis der Nationalratswahl und auch die realistischen Optionen der künftigen Regierungskoalition.
„Das war für die FPÖ ein historischer Tag. Ein noch stärkeres Ergebnis als 1999 unter Jörg Haider. Die FPÖ hat es bisher nur einmal auf Bundesebene geschafft, Platz Eins zu erreichen – im Juni bei der EU-Wahl.“ Für die FPÖ wäre es laut Haselmayer an Start-Ziel-Sieg gewesen.Besonders knapp sei das Wahl-Ergebnis in Niederösterreich ausgefallen: „Es war Kopf an Kopf-Rennen: 30 Prozent gab es für die ÖVP, 29 Prozent für die FPÖ. Im Moment gibt es aber noch eine Schwankungsbreite, da noch nicht alle Wahlkarten ausgezählt sind.“ Interessantes Detail: Gemeinden, die stark vom Hochwasser betroffen waren, hätten überraschenderweise eine blaue Mehrheit. Sieghartskirchen etwa, auch in Atzenbrug gäbe es einen hohen FPÖ-Wähleranteil. Haselmayer: „Das Hochwasser hat auf die Blauen eingezahlt. Und es passt auch zum allgemeinen Umut in der Bevölkerung, wo viele Zerstörungen im eigenen Haus haben. Wenn sich der Trend fortsetzt, ist die ÖVP im Begriff, auch Niederösterreich bei der nächsten Landtagswahl 2028 zu verlieren.“Fünf Bundesländer freiheitlichIn den Bundesländern Steiermark, Oberösterreich, Kärnten und Burgenland gab es bei der Nationalratswahl bereits eine freiheitliche Mehrheit: „Selbst in Wien hat der Flächenbezirk Floridsdorf eine FPÖ-Mehrheit. Auch Favoriten und Simmering haben ein starkes FPÖ-Ergebnis. Das ist ein starkes Warnsignal an die Wiener SPÖ. Und an die Stadtregierung. Und in Wien wird schon im Herbst nächsten Jahres gewählt.“SPÖ mit Auto gegen die Wand Bei den Koalitionsalternativen gäbe es laut dem Politik-Kenner keine realistische Chance auf eine Zweierkoalition. Zuerst sei der Bundespräsident am Wort, er werde lange sondieren lassen. Aber eine schwarz-rote Zweierkoalition wäre nach dem leichten Minus für die SPÖ und dem größten ÖVP-Verlust in der Zweiten Republik aus Sicht Haselmayers eine Koalition der Verliererparteien.Haselmayer: „ÖVP-SPÖ ist unrealistisch. Die beliebteste Variante laut unseren Daten ist blau/schwarz. Aber die FPÖ wird als stärkste Partei den Kanzleranspruch stellen. Und dann ist Nehammer nicht mehr Kanzler. Also dürfte eine ´Zuckerlkoalition´ aus ÖVP/SPÖ und NEOS realistischer sein. Da müsste aber auch die SPÖ Abstriche von den Forderungen von Andreas Babler machen. Denn derzeit ist es bei der SPÖ wie bei einem Auto, das ungebremst gegen die Wand fährt.“