Das rasche Vordringen einer Rebellenoffensive im Norden Syriens hat das Bürgerkriegsland wieder in die Schlagzeilen katapultiert. Besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Millionenstadt Aleppo, die größtenteils wieder in der Hand Aufständischer sein soll.
Aleppo war schon einmal Schauplatz erbitterter Kämpfe im syrischen Bürgerkrieg, bevor die Regierung von Präsident Bashar al-Assad 2016 wieder die Kontrolle erlangte.Startet Regierung nächste Woche eine Gegenoffensive?Der Nahost-Experte und Autor Daniel Gerlach geht davon aus, dass die syrische Regierung in der nächsten Woche mit einer Gegenoffensive beginnen wird. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Das wird jetzt sehr viele Menschenleben wieder kosten.“Verbündete sind geschwächtGerlach hält es für möglich, dass die Regierung wieder die Oberhand gewinnt. Zwar seien die Verbündeten Assads, Iran und Russland, geschwächt, beziehungsweise hätten nicht die Kapazitäten wie zuvor. Trotzdem verfüge die syrische Regierung über Einheiten, die in der Lage seien, Häuserkämpfe zu führen. Die Strategie, sich zunächst zurückzuziehen und dann mit erfahrenen Einheiten zurückzuschlagen, sei in den vergangenen Jahren immer wieder zu beobachten gewesen, sagt er.Der Zeitpunkt für die Rebellenoffensive in Syrien war nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Simon Fuchs klug gewählt. Es sei klar gewesen, dass weder der Iran noch die Hisbollah nach den Rückschlägen im Konflikt mit Israel Appetit auf Abenteuer habe, sagte Fuchs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig habe Russland nicht die Bereitschaft gezeigt, entscheidend ins Kampfgeschehen eingreifen zu wollen.Taktische GründeDie raschen Fortschritte mitsamt weitgehender Eroberung Aleppos durch die Rebellenallianz habe aber auch taktische Gründe, sagte Fuchs, der an der Hebrew University in Jerusalem lehrt. Dazu gehöre die Nutzung technisch anspruchsvoller Drohnen durch die Aufständischen. „Dem haben die syrischen Regierungstruppen wirklich nichts entgegenzusetzen“, so der Wissenschaftler. Auch der gezielte Einsatz von Selbstmordanschlägen durch die islamistische Gruppe Haiat Tahrir al-Sham (HTS) auf bestimmte Stellungen der Regierungstruppen habe Wirkung gezeigt.