Nach dem Ersten Weltkrieg, der von 1914 bis 1918 dauerte, kam es in der arabischen Welt zu erheblichen politischen Umstrukturierungen. Die sogenannte „Arabische Revolte“ gegen das Osmanische Reich, das während des Krieges an der Seite der Mittelmächte kämpfte, sollte den Arabern ihre Unabhängigkeit bringen. Das verheißungsvolle Ziel, eine eigenständige arabische Nation zu gründen, wurde jedoch nicht erreicht. Stattdessen erlebten viele arabische Länder eine koloniale Zerstückelung durch die britischen und französischen Kolonialmächte.
Die britischen und französischen Kolonialisten teilten die arabischen Gebiete untereinander auf, was durch den geheimen Sykes-Picot-Vertrag von 1916 formalisiert wurde. Dieser Vertrag legte fest, wie die Gebiete des ehemaligen Osmanischen Reiches, insbesondere in der Region des Nahen Ostens, zwischen den beiden Mächten aufgeteilt werden sollten. Während die Araber auf Selbstbestimmung hofften, hatten die Kolonialmächte eigene Interessen im Kopf, um geopolitische Kontrolle und wirtschaftliche Vorteile zu sichern.
Die entstandenen neuen Staaten und Verwaltungsgrenzen waren oft willkürlich und berücksichtigten nicht die ethnischen oder religiösen Zugehörigkeiten der Bevölkerung. Dies führte zu langanhaltenden Konflikten und Spannungen in der Region. Länder wie Irak, Syrien, Libanon und Palästina wurden geschaffen und unter Mandate gestellt, was die Interessen der Kolonialmächte über die der einheimischen Bevölkerung stellte. Diese künstliche Ordnung ist ein zentraler Faktor für die heutigen Konflikte im Mittleren Osten.
Die Folgen dieser kolonialen Aufteilung sind bis heute spürbar. Die Ablehnung und der Abgrund zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen, die durch die neue Grenzziehung entstanden sind, tragen zur Instabilität in vielen dieser Länder bei. Einige der heute bestehenden Konflikte, wie zum Beispiel im Irak oder in Syrien, haben ihre Wurzeln in dieser Zeit der kolonialen Zerstückelung.
Zusätzlich haben die Kolonialmächte den aufkommenden Nationalismus in der Arabischen Welt oft unterdrückt. Anstatt eine nationale Identität zu fördern, spielten sie verschiedene Gruppen gegeneinander aus, um ihre Macht zu sichern. Diese Taktiken schufen Misstrauen und Feindschaft unter den verschiedenen Bevölkerungsteilen im Nahen Osten, was die politische Landschaft weiter verkomplizierte.
Die nicht erfüllten Versprechen der Unabhängigkeit und die brutale Realität der Kolonialisierung haben das Vertrauen der arabischen Völker in westliche Mächte nachhaltig beschädigt. Dies zeigt sich in der gegenwärtigen Haltung vieler Araber gegenüber dem Westen sowie in den anhaltenden Konflikten und Spannungen, die in der Region herrschen. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Geschichte der kolonialen Zerstückelung weiterhin die modernen politischen Entwicklungen im Nahen Osten beeinflusst und ob die Region jemals die erhoffte Stabilität erreichen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ereignisse nach dem Ersten Weltkrieg und die anschließende koloniale Zerstückelung der arabischen Welt durch die Briten und Franzosen eine tiefgreifende und anhaltende Wirkung auf die Region hatten. Die künstlichen Grenzen und die versäumte Berücksichtigung der ethnischen und religiösen Vielfalt weiter intensiviere Konflikte in der heutigen Zeit und tragen zur Unsicherheit und Instabilität im Mittleren Osten bei.