In ihrem neuesten Buch beleuchtet die österreichische Bestsellerautorin und Podcasterin Andrea Weidlich die komplexen Facetten des menschlichen Wohlbefindens und die häufige Neigung, uns selbst und anderen gegenüber nicht die volle Wahrheit über unsere Gefühle preiszugeben. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass wir, wenn uns jemand fragt, wie es uns geht, reflexartig antworten: „Es geht mir gut.“ Diese Floskel wird besonders häufig in sozialen Interaktionen verwendet, doch sie maskiert oft tiefere emotionale Konflikte und innere Kämpfe.
Weidlich argumentiert, dass diese Selbsttäuschung nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen ist. In der heutigen, leistungsorientierten Gesellschaft wird es oft als Schwäche angesehen, seine wahren Gefühle zu offenbaren. Die Autorin stellt fest, dass es eine kulturelle Prägung gibt, die dazu führt, dass wir dazu tendieren, negative Emotionen zu verdrängen und unsere inneren Konflikte nicht anzusprechen. Diese Verdrängung kann zu ernsthaften psychologischen Problemen führen, wenn sie nicht erkannt und adressiert wird.
In ihrem Buch erklärt Weidlich, wie die ständige Maskierung unserer wahren Gefühle uns daran hindert, authentische Beziehungen aufzubauen. Die Mitautorität von sozialen Medien verstärkt zudem diesen Druck, ein perfektes Bild von uns selbst zu präsentieren. Wir sehen ständig die scheinbar perfekten Leben anderer und vergleichen sie mit unserem eigenen, oft unvollkommenen Alltag. Dies fördert ein Gefühl der Isolation und kann dazu führen, dass wir uns noch weiter von unseren wahren Empfindungen entfernen.
Weidlich betont auch die Bedeutung der Achtsamkeit und Selbstreflexion. Um die eigene Realität zu erkennen und nicht in die Falle der Selbstlüge zu tappen, ist es entscheidend, sich Zeit zu nehmen, um über die eigenen Emotionen nachzudenken. Durch Techniken wie Journaling oder Meditation können Individuen lernen, ihre Gefühle zu akzeptieren und offen darüber zu kommunizieren. Dies würde nicht nur ihr persönliches Wohlbefinden verbessern, sondern auch dazu beitragen, stärkere und ehrliche zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage, wie wir als Gesellschaft lernen können, offener über unsere Kämpfe zu sprechen. Weidlich fordert dazu auf, ein Umfeld zu schaffen, in dem Verletzlichkeit nicht als Schwäche, sondern als Stärke gilt. Sie sieht die Notwendigkeit für mehr Dialoge über psychische Gesundheit, sowohl in privaten als auch in professionellen Kontexten. Nur so können wir brücken bauen zwischen den vielen Menschen, die ähnliche Kämpfe erleben, und ein Gefühl der Gemeinschaft und des Verständnisses fördern.
Abschließend möchte Andrea Weidlich mit ihrem Buch nicht nur ein Bewusstsein für die Selbstlügen schaffen, die wir häufig leben, sondern auch praktische Werkzeuge an die Hand geben, um diese Muster zu durchbrechen. Sie lädt ihre Leser ein, die eigenen Gefühle ehrlich zu hinterfragen und die Schönheit der Authentizität zu entdecken. Ihr Appell ist klar: Wahres Wohlbefinden beginnt mit der Wahrheit – sowohl zu uns selbst als auch zu anderen.