In der gegenwärtigen geopolitischen Landschaft hat die regelbasierte Weltordnung an Einfluss und Relevanz verloren. Die Konflikte, die sich durch den aggressiven Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas manifestieren, verdeutlichen dies auf erschreckende Weise. Diese Entwicklungen werfen grundlegende Fragen über die Rolle internationaler Organisationen und insbesondere der Vereinten Nationen (UN) auf, die in der Lage sein sollten, Frieden zu fördern und Konflikte zu lösen.
Der Ukraine-Konflikt, der im Februar 2022 mit dem Einmarsch russischer Truppen begann, hat nicht nur die europäische Sicherheitsarchitektur erschüttert, sondern auch das Vertrauen in diplomatische Lösungen auf internationaler Ebene untergraben. Trotz zahlreicher Resolutionsversuche und diplomatischer Initiativen der UN war die Organisation nicht in der Lage, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um den Konflikt zu beenden oder sogar zu deeskalieren. Der Mangel an konzertierten internationalen Bemühungen zeigt die Schwierigkeiten, mit denen multilaterale Institutionen in Krisenzeiten konfrontiert sind.
Gleichzeitig hat der Konflikt zwischen Israel und Hamas, der in der Vergangenheit bereits zahlreiche gewaltsame Auseinandersetzungen hervorgebracht hat, erneut an Intensität gewonnen. Die Gewaltanwendung beider Seiten hat zu einer humanitären Katastrophe geführt, während die UN im Wesentlichen untätig bleibt. Viele Mitglieder der internationalen Gemeinschaft, einschließlich derjenigen, die im Sicherheitsrat der UN sitzen, scheinen in diesem komplexen Konflikt gespalten und unfähig zu sein, eine gemeinsame Position zu finden. Dies stiehlt den UN die Möglichkeit, als Vermittler aufzutreten.
Brigadier Berthold Sandtner analysiert in seinem Kommentar die gravierenden Folgen dieser Entwicklungen. Er argumentiert, dass die ineffektive Reaktion der UN auf diese Konflikte nicht nur das Image der Organisation schädigt, sondern auch das Vertrauen der Mitgliedsstaaten in die institutionellen Mechanismen zur Konfliktlösung untergräbt. Wenn sich Länder wie Russland oder die Hamas ungestraft über internationale Normen hinwegsetzen können, wird die Autorität der UN weiter erodiert.
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die zunehmende Neigung einzelner Staaten, unilateral zu handeln. Die Ukraine hat sich im Kampf gegen Russland auf eine Vielzahl von Partnern verlassen, darunter die NATO-Staaten, die militärische Hilfe leisten. Im Fall von Israel ist das Land stark auf seine eigenen militärischen Ressourcen angewiesen, während es gleichzeitig von bestimmten westlichen Ländern Unterstützung erhält. Diese Tendenz zu bilateralen oder multilateralen Allianzen könnte die Rolle der UN weiter marginalisieren.
Sandtner schlussfolgert, dass die Zeit gekommen ist, die Rolle und die Funktion der Vereinten Nationen zu überdenken. Um in der heutigen Weltordnung relevant zu bleiben, müssen diese Institutionen reformiert werden, um effektiver auf Konflikte reagieren zu können. Dies könnte eine Überarbeitung der Entscheidungsprozesse im Sicherheitsrat oder eine stärkere Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure in die Friedensbildung umfassen.
Insgesamt verdeutlicht die Analyse von Sandtner, dass die Herausforderungen, vor denen die internationale Gemeinschaft heute steht, das Bedürfnis nach einem starken und effektiven System zur Konfliktlösung unterstreichen. Ohne wesentliche Reformen riskieren wir nicht nur einen Verlust an stabilen internationalen Beziehungen, sondern auch das Voranschreiten in eine unberechenbare und potenziell gefährliche Weltordnung.