In der alljährlichen Neujahrsansprache forderte unser Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen von uns mehr Miteinander statt Gegeneinander ein. Das passt wenig zu seiner Brachial-Position, wonach er einen Herbert Kickl nicht als Kanzler angeloben würde. Er wird doch nicht mit zweierlei Maß messen?
Vielleicht muss man ja ein Grüner sein, um diese Logik zu verstehen. Aber dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen sich von uns im neuen Jahr wünscht, dass wir „wieder mehr miteinander reden“ und „weniger übereinander“ und auch andere Meinungen zulassen, während er selbst wiederholt Herbert Kickl medial ausrichten ließ, ihn nicht als Kanzler angeloben zu wollen, grenzt doch ein wenig an Chuzpe. Es hat etwas von Wasser predigen und Wein trinken. Herr Bundespräsident, fangen Sie doch mit gutem Beispiel an!„Daham statt Islam“ versus „Kopftuch aus Solidarität für alle Frauen“Natürlich trennen Kickl und Van der Bellen ideologisch und wahrscheinlich auch persönlich Welten. Der eine ist ein strammer und selbstdisziplinierter Blauer, der sich für ultrarechte und geschmacklose Slogans wie „Daham statt Islam“ verantwortlich zeigt. Auf der anderen Seite steht - auch wenn er sich nun angesichts seiner Position als ein Neutraler gibt - ein Linker, der Frauen aus Solidarität darum bitten wollte, das Kopftuch zu tragen. Kaum auszumalen, was sich die beiden wohl bei einem Treffen zu sagen hätten!Wo Van der Bellen völlig recht hatUmso spannender wäre ein solches Gespräch. Van der Bellen hat ja völlig recht, wenn er in seiner Ansprache sagt: „Wir haben uns in den letzten Jahren angewöhnt, uns vor allem mit denen zu unterhalten, die ohnehin derselben Meinung sind wie wir.“Und weiter: „Wer sich immer nur in der eigenen Meinung bestätigen lässt, wird nie zu neuen Erkenntnissen kommen.“ Amen. Zuzuhören, offen für andere Meinungen zu sein und auch zu tolerieren, wenn jemand etwas anders sieht, sind Attribute, die viele verlernt haben. Wohl auch Van der Bellen.Wo ich gerne Mäuschen wäreDenn der Bundespräsident soll sich damit doch bitte an der eigenen Nase nehmen und anstatt salbungsvolle Worte zu tönen auch entsprechend handeln. Er könnte sich mit Herbert Kickl zum Beispiel auf ein gemeinsames Bier samt Versöhnungszigarette setzen. Eine Bedingung: Wir wären gerne bitte bei einem solchen Treffen Mäuschen!